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Die pädagogische Leiterin des Programmes «Deutsch als Zweitsprache» Brigitte Huber Keller berichtet von ihren Erfahrungen mit dem fide-Konzept:
Die Volkshochschule Region Thun gestaltet den Deutschunterricht nach dem nationalen Sprachförderkonzept fide im Rahmen einer pilotierten Einführung. Welchen Nutzen bringt fide den zugewanderten Menschen?
Sie profitieren auf mehreren Ebenen. Sie erhalten Bausteine, die sie in ihrem Alltag direkt anwenden können, und sie lernen auch, wie diese Alltagsszenarien ablaufen, worauf es ankommt. Zum Beispiel beim Arztbesuch. Das schafft schnelle und motivierende Erfolgserlebnisse. Im Unterricht wird ihre Selbstverantwortung gefördert: Die Migrantinnen und Migranten überlegen sich selbst, was sie lernen wollen, und legen diejenigen Lernprodukte, die ihnen im Alltag nützlich sind, in ihrer Lerndokumentation ab. Zudem bringen sie ihre Erlebnisse und Erfahrungen ein. Durch diesen sogenannten «kokonstruierenden» Ansatz erfahren sie im Unterricht Wertschätzung. Ich stelle fest, dass fide die Lernenden aus der Überforderung herausholt, die beispielsweise dann entsteht, wenn grammatikalische Formen losgelöst von einem Kontext gelernt werden müssen. Mit den fideBausteinen können sie sich in den Situationen, denen sie am meisten begegnen, gut verständigen. Das ist ein Riesenvorteil.
Wo liegen die Herausforderungen im Unterricht?
fide stellt grosse Anforderungen an die Kursleitenden: Sie stehen eigentlich vor der Klasse, ohne ein festes Programm zu haben, sie müssen ihre «Sicherheitszone» verlassen. fide ist eine Haltungsfrage: Bin ich bereit, meine Gewohnheiten zu überdenken, mir zu überlegen, was den Lernenden am meisten nützt?
Was braucht es, damit der fide-Unterricht gelingt?
Die sorgfältige Ausbildung und Begleitung der Kursleitenden ist zentral. Hier werden wir vom fidePilotierungsteam sehr eng und gut unterstützt. Die Leitenden können zudem die praktischen fideMaterialien online nutzen, um den Unterricht zu gestalten. Weiter ist es wichtig, dass die Institution voll hinter fide steht – nicht nur finanziell, sondern vor allem auch mit ihrer Haltung.
Was bedeutet Integration für Sie?
Integration ist für mich ein Prozess, bei dem es von beiden Seiten eine Leistung braucht: Nämlich primär Offenheit für das Andere und die Bereitschaft, Verständnis für andere Verhaltensweisen und Lebensgewohnheiten aufzubringen.
Volkshochschule Region Thun